Bevor auf die Probleme bei kreativem Schaffen effektiv eingehen zu können, hilft es mehr über die Grundlagen und wichtigsten Bestandteile von Kreativität zu lernen.
Die Definition von Kreativität ist - je nach Bereich - sehr weitläufig. Durch leichtsinnige Benutzung wird die Bedeutung zudem immer vager. Im Grunde geht es darum, etwas zu kreieren, das für jemanden persönlich noch unentdeckt scheint und einem angebrachten Zweck dienen kann. Die Wertung des Geschaffenen richtet sich danach, ob es für sich selbst - aber auch für andere - eine Innovation darstellt, von Nutzen sein kann und neue Ideen anregt. „Kreativität ist das projektgebundene Potenzial für sinnvolle Neuartigkeit“.
Thiedeke, U.: Bildung Im Cyberspace: Vom Grafik-Design zum künstlerischen Arbeiten in Netzen. Entwicklung und Erprobung eines Weiterbildungskonzeptes. Projektband 1; 1. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2000, S.57
Vollmer, B.: Kreativität – Handeln in Ungewissheit: Eine Studie zur Relevanz individueller und ko-konstruktiver kreativer Prozesse; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2020, S.2, 10, 11, 12
Holm-Hadulla, R. M.: Kreativität; 1. Auflage; Heidelberg: Springer Verlag, 2000, S.355
Haager, J. S.; Baudson, T. G. (Hrsg.): Kreativität in der Schule – finden, fördern, leben; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2019, S.4
Sonnenburg, S.: Routenplaner Kreativität: So kommen Sie im Alltag und Job sofort auf richtig gute Ideen; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2020, S.18, 19
Wichtiger als die positiven Eigenschaften, welche Kreativität begünstigen, sind die Theorien über die Bedeutung, negative Emotionen und Eigenschaften auszublenden, zu bewältigen oder einzugrenzen. So kann es enorm hilfreich sein, mit „Einsamkeit, Unsicherheit oder Verletzbarkeit“ umgehen und die Emotionen kontrollieren zu können, da es fast unausweichlich ist, bei einem kreativen Prozess solchen Empfindungen zu begegnen. Sich nicht aus der erschaffenen Ruhe und dem Fluss herausbringen zu lassen und fokussiert beim Thema zu bleiben, stellt dabei die Zielvorstellung dar. Im Bestfall kann das kreative Tun sogar dabei helfen, diese Emotionen zu bewältigen beziehungsweise sich tatsächlich und ungeniert mit ihnen auseinanderzusetzen.
Holm-Hadulla, R. M.: Kreativität; 1. Auflage; Heidelberg: Springer Verlag, 2000, S.371, 378
Vollmer, B.: Kreativität – Handeln in Ungewissheit: Eine Studie zur Relevanz individueller und ko-konstruktiver kreativer Prozesse; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2020, S.51
Sandblom, P.: Kreativität und Krankheit: Vom Einfluß körperlicher und seelischer Leiden auf Literatur, Kunst und Musik; 1. Auflage; Heidelberg: Springer Verlag, 1990, S.26, 27
Herangehensweisen, die in gewisser Weise auch als Eigenschaften gesehen werden können, sind die Divergenz und Konvergenz: Kreative Prozesse bestehen sowohl aus divergentem als auch konvergentem Denken. Divergentes Denken beschreibt dabei ein Vorgehen, dass keinem vorgefertigten Weg beziehungsweise einer einzigen richtigen Lösung nachgeht, sondern eher frei - doch trotzdem zielstrebig - mehrere mögliche Ziele verfolgt. Diese Art des Denkens wird vor allem zu Beginn bei der Ideenfindung oder bei der Weiterentwicklung bestehender Konzepte eingesetzt. Konvergentes Denken hingegen stellt das Vorgehen nach einem festgelegten Plan dar. Es wird systematisch und effizient an einer richtigen Lösung gearbeitet. Diese Herangehensweise findet besonders dann Einsatz, wenn sich bereits divergent mit dem Problem auseinandergesetzt worden ist, und man nun eine Richtung einschlagen muss, um letztendlich auch an ein Ergebnis beziehungsweise eine Ausarbeitung zu gelangen. Oft wird behauptet, dass kreative Menschen vor allem divergent handeln. Die konvergente Denkweise ist allerdings mindestens genauso wichtig für einen kreativen Prozess, da dieser ohne die letztendliche Realisierung nicht als solcher definiert werden könnte. Das Problem liegt nämlich auch oft darin, dass man zwar Interesse an ästhetischen Aufgabenstellungen hat, diese allerdings nie umgesetzt werden, sondern nur Überlegungen und Ideen bleiben.
Vollmer, B.: Kreativität – Handeln in Ungewissheit: Eine Studie zur Relevanz individueller und ko-konstruktiver kreativer Prozesse; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2020, S.13
Holm-Hadulla, R. M.: Kreativität; 1. Auflage; Heidelberg: Springer Verlag, 2000, S.228, 290
Haager, J. S.; Baudson, T. G. (Hrsg.): Kreativität in der Schule – finden, fördern, leben; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2019, S.13, 61, 62, 107, 109
Sonnenburg, S.: Kooperative Kreativität: Theoretische Basisentwürfe und organisationale Erfolgsfaktoren; 1. Auflage, Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag, 2007, S.14
Es lässt sich bei Kreativität zwischen zwei unterschiedlichen Versionen der Motivation, einem Projekt nachzugehen, unterscheiden: Die intrinsische (die durch im Problem liegende Impulse bedingte) und extrinsische (die durch Einwirkungen von außen determinierte) Motivation.
Das größte Problem bei extrinsischer Motivation ist, dass der Raum und die Zeit limitiert sein können und somit einem zentralen Bestandteil der Kreativität im Weg stehen. Der zeitliche Konflikt zwischen der Gegenwart und dem kreativen Arbeiten ist omnipräsent und offenbart, wie viel Potenzial durch das Einsparen von Zeit verloren gehen kann.
Denn besonders dadurch, dass Fehler gemacht werden, aus ihnen gelernt wird, man nicht immer die selben Wege wählt und das Entstandene durch genügend Abstand selber bewertet, entsteht Kreativität.
Auf der anderen Seite können extrinsische Motivation und Einwirkungen von außen aber auch positiv und förderlich sein. Beispielsweise in Form von unterstützenden Lehrkräften, die das Tun vorantreiben und lenken (wenn nötig). Das kann zu einem kreativen Anstieg verhelfen, wobei hier der eigene Drang zu handeln die Voraussetzung bildet. Soziale Strukturen müssen dabei so gestaltet sein, dass die Nutzungsintensität vom Individuum erhöht werden kann. Kreatives Arbeiten stellt immer noch „ein ständiges und diszipliniertes Bemühen“ dar.
Manchmal reicht auf der anderen Seite die intrinsische Motivation bei Individuen nicht aus, um Prozesse zu vollenden oder ihnen überhaupt nachzugehen. So haben Verantwortliche - im weitesten Sinne - wenig andere Möglichkeiten, als Raum und Zeit zu limitieren, um beispielsweise Stichtage einzuhalten.
Um nicht durch extrinsische Einflüsse beschränkt oder behindert zu werden, ist es von enormem Vorteil, selber so begeistert von einem Projekt zu sein, dass kein Anreiz von außen notwendig ist, um mit der Arbeit zu beginnen. Andere Personen können auf diese Weise in Form von Hilfestellungen und dem Lenken in die richtige Richtung unterstützend wirken. Letztendlich ist Kreativität auch harte Arbeit und muss antrainiert sowie bei jedem Anreiz aufs Neue in die Realität transferiert werden. Es ist einfach, von einer innovativen Idee zu sprechen. Aber diese zu realisieren, zu bearbeiten und zu verfeinern ist die eigentliche Aufgabe. „In Fleiß und Beharrlichkeit finden sich die größten Unterschiede zwischen wirklich Kreativen und ,Schönlingen der Muse’“.
Intrinsische Motivation dahingegen kann durch viele Faktoren bedingt sein. Der Mangel an Zufriedenheit oder Gewissheit ist wohl mitunter der Ausschlaggebendste.
Denn sollte man keine Notwendigkeit sehen, an der aktuellen Situation Veränderung, Verbesserung oder Fortschritt vorzunehmen, gibt es auch keinen Grund, sich zu motivieren.
Sonnenburg, S.: Routenplaner Kreativität: So kommen Sie im Alltag und Job sofort auf richtig gute Ideen; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2020, S.22, 23, 26
Holm-Hadulla, R. M.: Kreativität; 1. Auflage; Heidelberg: Springer Verlag, 2000, S.64, 88-90, 377 - 382
Vollmer, B.: Kreativität – Handeln in Ungewissheit: Eine Studie zur Relevanz individueller und ko-konstruktiver kreativer Prozesse; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2020, S.17, 18, 298
Thiedeke, U.: Bildung Im Cyberspace: Vom Grafik-Design zum künstlerischen Arbeiten in Netzen. Entwicklung und Erprobung eines Weiterbildungskonzeptes. Projektband 1; 1. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2000, S.171
Haager, J. S.; Baudson, T. G. (Hrsg.): Kreativität in der Schule – finden, fördern, leben; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2019, S.6, 7, 12, 14
Holm-Hadulla, R. M.: Kreativität; 1. Auflage; Heidelberg: Springer Verlag, 2000, S.107
Kreatives Schaffen ist Fleißarbeit. Deswegen ist es umso wichtiger, Wege zu finden, wirksam und krafteinsparend zu arbeiten, um die Menge an kreativen Prozessen bewältigen zu können.
Wie ich im vorherigen Kapitel deutlich gemacht habe, ist Motivation ein elementarer Bestandteil davon, mit dem Arbeiten zu beginnen, aber auch am Ball zu bleiben. Am motiviertesten ist man, wenn die Arbeit gut läuft und man in einen sogenannten Flow kommt.
Dieser kann durch ein gutes Maß an Kontrolle und einen ganzheitlichen Überblick über die Handlungen beschrieben werden. Man hat generell wenig Anstrengung bei der betreffenden Tätigkeit und doch scheint eine Automation die Dinge voranzutreiben.
Solche Flow-Zustände werden vor allem dann ausgelöst, wenn man das richtige Level an Herausforderung und Anstrengung erreicht. Es geht darum, ein Gleichgewicht zwischen dem eigenen Können und einem fordernden Reiz herzustellen. Ist das gegebene Problem zu komplex, zweifelt man am seinen Kompetenzen und gibt schneller auf. Ist es wiederum zu leicht, fühlt man sich schnell gelangweilt durch die Anspruchslosigkeit. Optimal ist der Zustand dann, wenn die Problematik nur knapp über dem eigenen Können liegt. Umso stärker dabei die eigenen Fähigkeiten zur Geltung kommen, desto intensiver das Erlebnis.
Ein Bestandteil ist das notwendige Interesse am betreffenden Thema. Um ein Flow-Erlebnis zu provozieren, ist es essenziell, sich mit der Aufgabe identifizieren zu können. Natürlich sollte es auch möglich sein, in einen Fluss zu kommen, unabhängig davon, welcher Aufgabe man nachgeht. Wenn man sich mit seinen Lieblingsthemen beschäftigt, wird es allerdings um ein Vielfaches einfacher.
Holm-Hadulla, R. M.: Kreativität; 1. Auflage; Heidelberg: Springer Verlag, 2000, S.69, 73, 74
Vollmer, B.: Kreativität – Handeln in Ungewissheit: Eine Studie zur Relevanz individueller und ko-konstruktiver kreativer Prozesse; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2020, S.33, 34, 37
Sonnenburg, S.: Routenplaner Kreativität: So kommen Sie im Alltag und Job sofort auf richtig gute Ideen; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2020, S.25
Göttlich, U.; Kurt, R. (Hrsg.): Kreativität und Improvisation: Soziologische Positionen; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2012, S.230, 231
Einen Flow-Zustand zu erreichen ist bereits erstrebenswert. Um Projekten aber nachhaltig erfolgreich nachgehen zu können, ist eine Regelmäßigkeit des Tuns erforderlich. Es muss zur Gewohnheit werden.
Pauschal zu behaupten, dass Kreativität und Gewohnheit einen Gegensatz zueinander bilden, kann dabei irreführend sein. Natürlich geht es bei kreativem Arbeiten darum, aus bereits Bekanntem und Konventionellen auszubrechen.
Das Verhältnis beider Seiten zueinander kann allerdings auch anders verstanden werden: Gewohnheit sollte in diesem Kontext nicht auf den Inhalt des Schaffens, sondern auf die Regelmäßigkeit und Omnipräsenz des Tuns anspielen. Routiniert mitunter ganz alltägliche Probleme und Situationen kreativ anzugehen, kann dabei helfen, auch im Arbeitskontext leichter auf Kreativität zugreifen zu können. Solche simplen Probleme sind bestens dafür geeignet, sie kreativ zu lösen und daran zu wachsen. In gewissem Sinne kann Kreativität zur Gewohnheit gemacht werden, indem man sich auch in der Freizeit mit Unbekanntem, Ungewöhnlichem und Neuem beschäftigt.
Durch das Etablieren von wiederkehrenden Gewohnheiten bei kreativen Prozessen (wie gleiche Uhrzeiten, Geräusche oder generell äußere Einflüsse) können Automatismen erschlossen werden, die einem helfen, leichter zurück in die angestrebten Flow-Zustände zu kommen und dort weiterzumachen, wo man aufgehört hat. „Kreativität ist, richtig betrachtet, sogar ein permanentes Erfordernis“ - und Routine kann dabei helfen, die Energie zu leiten und zu lenken.
Haager, J. S.; Baudson, T. G. (Hrsg.): Kreativität in der Schule – finden, fördern, leben; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2019, S.V, 10, 20, 37, 182
Thiedeke, U.: Bildung Im Cyberspace: Vom Grafik-Design zum künstlerischen Arbeiten in Netzen. Entwicklung und Erprobung eines Weiterbildungskonzeptes. Projektband 1; 1. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2000, S.171
Holm-Hadulla, R. M.: Kreativität; 1. Auflage; Heidelberg: Springer Verlag, 2000, S.374-376, 383
Göttlich, U.; Kurt, R. (Hrsg.): Kreativität und Improvisation: Soziologische Positionen; 1. Auflage; Wiesbaden: Springer Fachmedien, 2012, S.9, 17, 18, 29, 32, 36